Gepriesen seien das Internet und die Erfindung des
Smartphones. Von dem Moment an, wo wir erlebt haben, welchen gigantischen
Nutzen eine zentrale Datenhaltung haben kann, verlieren Desktoplösungen ihren
Charme.
Mit dem Anspruch, mit dem wir FMEA betreiben, muss diese
Methode zwingend durch eine Anwendung unterstützt werden, die dem Anwender aktiv
hilft, alle System-Zusammenhänge einfach und übersichtlich zu erfassen und zu
vernetzen.
Wir alle wissen es genau: die FMEA ist nicht allein im
Entwicklungsprozess. Da sie eine zentrale Rolle in der System-Modellierung
spielt, kann sie nur als Team-Player erfolgreich sein. Sie muss ihre
methodische und teilweise monolithische Komfortzone verlassen!
Hier kommen meine Gründe.
Appisierung als Vorbild
Mit der „Appisierung“ unserer Daten-Welt erfahren wir
täglich, wie einfach die von uns genutzten Apps ineinandergreifen und
miteinander werkeln, ohne dass wir uns groß dafür anstrengen müssen.
Neue Generation von Ingenieuren
Die Generation, die mit diesen Technologien aufgewachsen ist
und selbstverständlich Web-Applikationen nutzt, nimmt immer mehr das Ruder in
die Hand. Sie hat kein Verständnis für vereinzelte und nicht zusammenhängende
Anwendungen.
Vernetztes Leben
Unser Leben wird täglich immer vernetzter. Es wird
unwichtiger, wo jemand arbeitet oder wo die Daten liegen. Was wir brauchen, ist
ein Zugang zum Internet. Schon können wir loslegen. So verrichten wir unsere
Aufgaben immer unabhängiger von Raum, Zeit und „IT-Systemen“. Zusammenarbeit
mittels sicherer Web-Applikationen erscheint uns eine natürliche Weise der
Arbeit zu sein.
Dies ist der Titel eines Aufsatzes von Nelson P. Repenning
und John D. Sterman aus dem Jahr 2001 (http://web.mit.edu/nelsonr/www/CMR_Getting_Quality_v1.0.html).
In dem Artikel untersuchen die beiden MIT-Forscher mittels System-Dynamics,
warum Prävention und Verbesserung generell ein sehr schwieriges Geschäft sind.
Das folgende Schaubild soll das verdeutlichen:
Bild1: Aus Repenning /
Sterman (Figure 5)
Hier wird visualisiert, wie die „Work Harder“ Schleife in
Konkurrenz steht mit „Work Smarter“. Entscheidend ist der Punkt „Delay“, links
oben im Schaubild. Dieses ist die Hürde, die jeder nehmen muss, wenn er
Verbesserung bewirken will. Das folgende Schaubild zeigt die entsprechende
Resonanz des Systems auf die unterschiedlichen Verhaltensweisen und Strategien:
Bild2: Aus Repenning /
Sterman (Figure 6)
Was hat das mit der FMEA zu tun? Einerseits ist die FMEA
direkt betroffen, da sie Fehler jagt, bevor sie aufgetreten sind. Wer FMEA
anwendet, muss erst einmal Ressourcen aus der Working-Harder-Schleife abziehen
… die Performanz geht scheinbar runter. Erst die Zeit wird die Früchte der
Verbesserung reifen lassen, kurzfristige Erfolge sind meist rar.
Gleichzeitig scheint mir die FMEA selbst in der
Working-Harder-Schleife gefangen zu sein. Noch mehr des Gleichen, noch mehr
methodische Befrachtung der FMEA sollen zu besseren Ergebnissen führen. Das
Königsdenken der einzelnen Disziplinen (nicht nur der FMEA) hat Vereinzelung
zur Folge und beschneidet die Fähigkeiten des Gesamt-Systems.
Ich habe einen Traum. Für die FMEA sehe ich darin, dass sie über
das Intra- oder Internet vernetzt ist mit der System-Modellierung, mit der
Anforderungsanalyse, der Funktionalen Sicherheit und der Verifikation auf
unterschiedlichen Ebenen, mit den Fertigungsprozessen und dem Feedback aus dem
Feld. Alles das sind Web-Apps, die sich untereinander wohlgeordnet unterhalten
und vernetzen können. Alles geht ein in einen gemeinsamen, verteilten
Wissensspeicher (Semantisches Netz) und kann für alle Teilnehmer im
Entwicklungsprozess genutzt werden. Dann ist die FMEA angekommen in unserem,
dem 21ten Jahrhundert. Vorher aber muss sie ihre Insel und Komfortzone
verlassen.
Ihr Marcus Schorn
Ihr Marcus Schorn
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